Dienstag, 16. Februar 2014, Stadt des Verbrechens, Deutschland
Das Telefon klingelte. *Ring* Ich schaute hinüber. Wer würde das wohl sein? *Ring* Ich zog genüsslich an meiner Zigarre. *Ring* Ich hob den Hörer ab. Der Qualm in meiner Lunge strömte durch meine Stimmbänder, trocknete sie aus. Tief und kratzig, reif und vollkommen sagte ich: “Privatdetektei Korek, Konrad Korek am Apparat. Ich bin Privatdetektiv.”
Wirres Gerede am anderen Ende. Eine hohe Stimme, sie kam mir bekannt vor. “Privatdetektiv? Junge, was machst du denn für Sachen? Du sollst dich doch nicht in Gefahr bringen, hörst du?!” Ich legte auf. Wieder einer dieser Telefonverkäufer – vermutlich.
Mein Name ist Korek. Aber meine Freunde nennen mich einfach Konrad. Einfach so. Vermutlich, weil das mein Vorname ist. Und “Korek” ist eben mein Nachname. Also für Sie bin ich Herr Korek. Oder Konrad. Ist mir scheißegal. Ich bin Detektiv. Privatdetektiv.
Ich bin jedenfalls ‘n rauer Zahn. Einer von der alten Schule, von der ganz alten Schule, na ja, Sie wissen schon, nä? Mir macht so schnell keiner was vor. Viele haben es versucht, alle sind gescheitert. Schau Dir nur mal mein Büro an. Alles ist aus Holz. Sogar die Schreibmaschine. Die hatte ich selbst gebaut. Schriftgrößen: 10, 12 und 15 mit einer Schreibleistung von elf Zeichen in der Sekunde. Sie besitzt ganze 45 Tasten mit Sonderdruck: Fett, Unterstreichung und eine Wortunterstreichung sind eingebaut, die maximale Papierbreite beträgt 330 Millimeter mit einer maximalen Schreibbreite von 229 Millimetern. Ein old school manueller Papiereinzug; Korrekturspeicher: 90 Zeichen – Ja! Ich wiederhole: Korrek – turspeicher, ein tolles Wort. Wie auch immer ich das geschafft habe, eine Korrekturspeicherung einzubauen. Zentrierfunktion. Dabei steht das gute Schätzchen auch zentral auf meinem Schreibtisch. Hmmm, das Radio auf dem Tisch rechts neben der Schreibmaschine ist ebenfalls aus Holz. Ein Jazz Sender – echt groovey – non stop, die ganze Zeit lief Bass Jazz. Was sonst? Diese Form der Musik verhilft meinem Beruf, meiner Tätigkeit als Privatdetektiv, zum richtigen Ausdruck. Authentizität, na ja, Sie wissen schon, nä?
Hinter mir übernimmt eine große Glasscheibe die Aufgabe einer Wand. Davor hängen Rollos, heruntergelassen, aber geöffnet. Scheibenweise schwebt der Staub dicht vom Licht verpackt in der Luft. Ich rauchte eine Edmundo-Zigarre; 13,5 Zentimeter lang, 2,06 Zentimeter dick. Das ist lang und das ist dick. Ihr mysteriöser Nebeldunstschleierrauch aus Qualm presst sich wuchtig durch die horizontalen Lichtschichten. Beeindruckend. Im hellen Bereich sehe ich wie der Rauch geradewegs gen Decke wälzt, dort wo ein Ventilator hängt, der schon lange nicht mehr funktioniert. Doch im Schatten ist all seine Gewalt versteckt. Also nicht die Gewalt des Ventilators, sondern des Rauchs. Er ist da, aber niemand sieht ihn, niemand rechnet mit ihm. Bis er zuschlägt, wieder verschwindet und wieder zuschlägt. Habe ich erwähnt, dass ich nachts arbeite?
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